Bezaubernde Helfer

Meine Lieben,

ich bin so etwas von erstaunt, wie viele Menschen es gibt, die bezaubernde Helfer sind. Ich hoffe, dass die Menschen, die immer oder über längere Zeit auf Hilfe angewiesen sind, oft auf solche lieben Helfer stoßen.

In den letzten zwei Wochen bin ich auf so viele bezaubernde Helfer getroffen, dass es mir ein bisschen den Glauben an das Gute im Menschen zurückgegeben hat. Aktuell bin ich gehandicapt unterwegs. Ich führe zwei Gehhilfen zur Unterstützung meiner Gehfähigkeit bei mir, das bedeutet, ich kann weder von einer Bein- und insbesondere nicht von einer Handfreiheit sprechen.

Aus einem normalen zehn minütigen Gang zur Apotheke wird ein 35 Minuten Gang. Unüberlegt hatte ich nur einen normalen Einkaufsbeutel bei mir in der kleinen Umhängetasche. Als nun dieser Einkaufsbeutel gefüllt wurde mit einem sperrigen Paket Thrombosespritzen – AUA-  baumelte das Paket an der Gehilfe, drehte sich wie ein Fähnchen im Wind links oder rechts herum um die Stange und flatterte mir um das rechte Bein. So muss also jeder Gang von mir wohlüberlegt sein.

Außer den vielen Menschen, die kleine Handreichungen machen wie das Öffnen der Türen, den Vortritt lassen an Durchgängen und das Offen halten der Fahrstuhltüren, gibt es Menschen, von denen ich Hilfe gar nicht erwartet habe.

Als ich am Drehkreuz einer öffentlchen Toilette stehe, nicht wissend wohin ich die Gehhilfen stellen kann um meine Geldbörse zu ziehen und die nötigen 50 Cent heraus zu holen, kam Hilfe von völlig unerwarteter Seite.

Meine Klo-Karte, bezaubernde Helfer

Die männliche Reinigungskraft der Toilette winkte mir aus dem Toilettenvorraum zu und gab mir zu verstehen, dass ich warten solle. Er besorgte sich eine kleine Karte, in der Größe einer EC-Karte. Durch deren Nutzung entband er mich nicht nur von meiner Zahlungspflicht, sondern entsperrte auch das Drehkreuz und entfernte es für mich derart, dass ich, korrekt die Gehhilfen nutzend, über den Weg zur Toilette gehen konnte. Während ich mir noch Gedanken machte, ob ich auf der Damentoilette genug Platz für mich und meine Stöcke haben werde, öffnete mir dieser höfliche junge Mann, der leider noch ein sehr gebrochenes Deutsch sprach, die Schiebetür zur Toilette der Rollstuhlfahrer weit, schaltete mir noch das Licht ein und verschwand wie ein guter Geist.

In dieser neuen Rolle der Gehandicapten staunte ich nicht schlecht über diesen bezaubernden Helfer. Ich persönlich habe großen Respekt gegenüber den Toilettenfrauen und Toilettenmännern der Welt. Seien wir mal ganz ehrlich, wer möchte schon die Kacke anderer Leute wegmachen? Wo ich auf diese fleißigen Menschen treffe, können sie sich bei mir immer eines hohen Tringeldes gewiss sein. Ich freue mich riesig über eine saubere Toilette, wenn ich unterwegs bin und das honoriere ich auch.

Ich bin der Meinung, im Umgang mit Reinigungskräften zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen. Eine mir persönlich bekannte, liebe Reinigungsfrau erzählte mir in einem netten Plausch wie sehr es sie verletze, wenn sie von Kollegen und Kolleginnen nicht gegrüßt und durch sie hindurch gesehen werde. Das kann ich völlig nachvollziehen. Na ja, ich vertraue für diesen Schlag von Menschen auf mieses Karma.

antikes Schild, bezaubernde Helfer

Nach dem Hände waschen habe ich mich, an die Wand gelehnt, mit einem höheren Trinkgeld bestückt, bevor ich die Rollstuhl-Toilette verließ. Mein bezaubernder Helfer hörte wohl die Schiebetür. Er unterbrach seine Arbeit um mich heftig winkend zu verabschieden und ich winkte mit meinen Stöcken zurück. Wir lachten uns beide an. Als mein Festgeld auf seinen Teller klimperte, ertönte ein lautes „Danke“ aus der Kabine der Herren, in die er schon zurückgekehrt war. Ich bin vom alten Schlag. Ich mag Menschen, die „Bitte“ und „Danke“ sagen, gern.

Tulpen, bezaubernde Helfer

Am Drehkreuz angekommen half mir ein netter Herr hindurch, indem er das Drehkreuz passend zu meiner Geschwindigkeit bewegte, die Eingangstür hielt mir ein sportlicher junger Mann auf und die grimmig guckende Fahrerin, die hinter unserem Wagen, in ihrem Auto sitzend, an der Zapfsäule wartete, schenkte mir, beim Herangehen an unseren PKW, ein bezauberndes Lächeln, obwohl wir noch auf meinen den Sprit bezahlenden Lieblingsmann warten mussten.

Derart bezaubernde Helfer machen einfach glücklich, insbesondere in meiner aktuellen Lage. Dafür möchte ich an dieser Stelle einfach noch einmal „Danke“ sagen. Ich wünsche euch einen bezaubernden Helfer zur Hilfe an eure Seite, wenn ihr es nötig habt und das ihr für Hilfe benötigende Menschen eine bezaubernde Hilfe sein dürft. Das versüßt den Tag.

Herzliche Grüße sendet euch

Eure dankbare Birgit Moments, bezaubernde Helfer

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