Meine Lieben,
der achten Dezember gehört unseren Herzensmenschen, den Menschen, die uns für immer verlassen haben, in unseren Herzen aber weiter leben.
Die Weihnachtszeit ist die Zeit, in der ich oft in meinen Gedanken bei meinen Herzensmenschen bin. Gerade zu festen Terminen im Jahr weiß ich, dass ich dann und dann, das und das, mit diesem und jenem Menschen unternommen habe. Das trifft in der Weihnachtszeit sehr oft zu. Mal beim Weihnachtsbaumkauf denke ich an Erlebnisse mit meiner Mama, beim Plätzchenbacken wie es mit Oma Sofie war, am ersten Weihnachtstag denke ich an die Familientreffen bei Oma Frieda und Opa Heini.
Ich glaube, den kennt jeder, diesen kleine Augenblick, der einen mitten im Geschehen wie ein Blitz trifft und wo das Kopfkino eingeschaltet wird und eine kleine Sequenz abläuft. Wenn wir den Weihnachtsbaum kaufen, sage ich jedes Mal zu meinen Lieblingsmann, „pass auf die Baumspitze auf“. Er passt jedesmal auf die Spitze auf, das weiß ich.
Aber ich weiß auch noch, wie meine Mama dem damaligen Freund meiner Lieblingsschwester den Baum zu Händen gibt, dieser ihn in den Kofferraum seines heiß geliebten historischen Capris steckt, er den Kofferraumdeckel zuknallt und die Baumspitze am seidenen Faden traurig herunterhängt. Zu dieser Zeit war Naturschmuck angesagt, also nichts da mit festlicher Schmuckspitze. Obwohl er, zu Hause angekommen, die Tannenbaumspitze mit Sekundenkleber wieder an der Tanne befestigte, war damals, so glaube ich, schon klar, das er kein Schwiegersohn wird. Wegen dieses Spitzenunfalls heißt es jedes Jahr auf ’s Neue: pass auf die Baumspitze auf. Einen klitzekleinen Augenblick habe ich in dem Moment das Gefühl, meine kleine knubbelige Mama steht neben mir und schmunzelt.
Jetzt habe ich genauso Pipi im Auge, neudeutsch: ein Tränchen, wie in jenem kleinen Moment. Genauso geht es mir, wenn ich an die Liedzeile der dritten Strophe des Liedes „Wenn ich an Weihnachten denk‘“ von Rolf Zuckowski denke. Dort heißt es
„Wenn ich an Weihnachten denk, seh ich die Alten vor mir,
auch die, die uns verließen sind noch mal wieder hier,
wir spüren ihre Herzen sind uns immer noch nah,
und längst vergangene Stunden sind für uns wieder da.“
Ja, das sind sie, meine Herzensmenschen sind wieder da. Da sind Bilder wie ich als Kind mit meinen Cousins auf der ausrangierten Couch Trampolin sprang, während der Weihnachtsfrühschoppen der Großfamilie in der Etage darunter stattfand. Oh man, was haben die Gläser aneinander geklirrt, wenn wir auf den Boden sprangen. Wie viele Onkel, Tanten, Großeltern, Cousins und Cousinen sind schon Herzensmenschen. Doch in meiner Erinnerung feiern sie mit, in jedem Jahr. Sie sind mir so nah! Und meinen Lieblingskindern sage ich immer, wenn ich mal nicht mehr bin und ihr hört die Dezemberträume, dann wird zum ersten Mal in eurem Erwachsenenleben nicht die Tür zugeknallt. Das glaube ich schon heute zu wissen. Dann werde ich in ihren Gedanken schmunzeln, ihre kleine knubbelige Mama.
Was wäre Weihnachten ohne sie? Ohne die Herzensmenschen, ohne die Erinnerungen, ohne das Schaffen neuer Erinnerungen? Ich hoffe, ich habe euch nicht allzu traurig gemacht. Das wollte ich nicht, doch es ist in der Weihnachtszeit fast unvermeidlich. Und sollte beim einen oder anderen von euch ein Tränchen fließen, dann denkt daran, es sind reinigende Seelentränen.
Grüßt eure Herzensmenschen von




