Meine Lieben,
habe ich schon mal erwähnt, dass ich geschieden und in zweiter Familie verheiratet bin. So kommt es, dass wir bei den Geburtstagen meiner Söhne jeweils einen Patchworkgeburtstag feiern.Meine Eltern ließen sich scheiden, da war ich Heranwachsende. Sie sprachen nie mehr miteinander und wir Kinder standen dazwischen. Als Kinder fühlt man sich dieser Situation gegenüber einfach nur traurig und hilflos. Diese Generation vor uns hat es einfach nicht kapiert, dass nicht die Eltern von den Kindern geschieden werden, sondern das Ehepaar von einander. Auf dem Rücken der Kinder werden Eheprobleme ausgetragen, die oft im Rosenkrieg enden.
Als ich als junge Frau diesen Scheidungsstress mithilfe meines damaligen Freundes und späteren Ehemannes durchgestanden hatte, da wusste ich noch nicht, was so alles im Leben auf einen zukommt. Jede Scheidungsklippe der Eltern musste man als Scheidungskind in seinem eigenen Leben umschiffen und deren Gefühle berücksichtigen. Wir Kinder mussten mit ihnen umgehen wie mit rohen Eiern. Dabei war mein eigenes junges Leben mehr als spannend.
Verliebt, verlobt, eigene Wohnung, verheiratet, Berufsausbildung, zwei Kinder bekommen und geschieden. Dabei musste die Balance mit den Scheidungseltern und ihren neuen Partnern gehalten werden. Danach selber Scheidungseltern werden. Und nun alles anders machen! Patchworkeltern bleiben!
Wir haben aus der gemeinsam erlebten Vergangenheit gelernt. Patchworkeltern zu bleiben, dass haben wir geschafft, mal recht, mal schlecht. Trotz der Scheidung blieben wir Eltern. Natürlich hatten wir unsere Kämpfe und doch, wir sprechen miteinander, sprechen über die Kinder, sprechen mit den Kindern und feiern zusammen. Das ist das, was ich mir von meinen Eltern am meisten gewünscht hätte. Dass sie ihre Wünsche einmal hinten angestellt und unsere Gefühle berücksichtigt hätten.
Noch leben unsere Jungs zu Hause und so kommt es, dass wir Patchworkeltern gemeinsam mit den neuen Partnern an einem Tisch sitzen. Wir feiern gemeinsam Patchworkgeburtstag. Erleichternd ist, dass diese neuen Partner keine schmerzenden Erinnerungen zur Scheidung beitrugen. Der Umgang untereinander ist unverfänglicher. Die Beziehung zu den Kindern unbelastet.
Es ist keine Selbstverständlichkeit, zusammen an einem Tisch zu sitzen und doch ein Bemühen von vier erwachsenen Personen, den heute jungen erwachsenen Kindern eine fast normale Welt zu bieten. Kriege gibt es genug auf der Welt, die müssen nicht am Geburtstagstisch eines Patchworkgeburtstages stattfinden.
Ich habe mich heute gut gefühlt im Patchworkkreis, mit meinem Lieblingsmann an meiner Seite, der Familie im Rücken, den Kindern eine Zukunft bietend, in der sie sich um sich kümmern können und sich nicht um ihre geschiedenen Eltern kümmern müssend. Mögen sich die Eltern, die sich voneinander trennen die Chance nutzen, Eltern zu bleiben… und Patchworkgeburtstage zu feiern.
Danke für euer Zuhören,





Meine liebe Birgit!
Das ist so toll zu hören, dass ihr das hinbekommen habt. Wir leider nicht.
Nach mehr als 15 Jahren herrscht nur Eiszeit und wüste Beschimpfungen. Nach mehrmaligem reichen von Friedensangeboten meinerseits, habe ich keine lust mehr. Wenn natürlich die neue Frau dagegen blockt kann man nichts machen. Und schuld sind dann immer die anderen. Die die eigentlich reden wollen, die eine Basis suchen um zurecht zu kommen. Die Welt ist einfach zu verdreht und ich habe große Probleme damit klar zu kommen.
Klar bin ich stark. Muss ich ja auch. Sonst wäre ich schon lange kaputt.
Schön, dass es Menschen gibt die so etwas können! Davon gibt es nicht viele!
Ganz Liebe Grüße Heike
Meine liebe Heike,
es ist uns erst in zweiter Generation gelungen an einem Tisch zu sitzen. Aus Erfahrung wurden wir klug! Dennoch gibt es noch andere Fronten in der Familie, wo es auch keine Basis gab, und sehr leider, gibt. Manchmal muss man entscheiden, ob man weiter leiden möchte. Wir haben uns gegen das Leiden entschieden. Das geht so lange gut, bis eine Kamel vorbei kommt und die Grasnarbe abkaut.
Kamele gibt es genug. Stark sein, heißt auch, sich zu schützen. Das ist ganz wichtig, liebe Heike. Wer soll uns schützen, wenn nicht wir selber. Stark sein heißt auch, den Kindern ihren Willen und Frieden zu lassen, wenn es auch zum Schreien schmerzt. Erfahrung können wir ihnen nicht ersetzen, wir mussten unsere auch selber machen. Vielleicht bringt das Reifen Weisheit und irgendwann kann man einen neuen Versuch des aufeinander Zugehens machen. Nicht immer muss man die Seite sein, die das Friedensangebot macht. Mein Sohn sagt zu mir, wie ich immer wieder jedem eine Chance geben kann, er wüsste nicht, ob er es könnte? Ich weiß es nicht. Jeder vertane Versuch liegt für mich im gestern, heute kann ich neu anfangen. Muss ich aber nicht, denn eine zerbrochene Verbindung ist wie eine zugeschlagene Tür. Sie kann von beiden Seiten geöffnet werden.
Meine liebe Heike, gehe deinen Weg, schütze dich, genieße dein Leben und schenke denen deine Liebe, die sie gerne annehmen und die es wert sind.
es grüßt und drückt dich, Deine Birgit