Meine Lieben,
heute sollte es einen über 30 Grad warmen Tag geben, den mein Lieblingsmann und ich im Garten an und in unserem Pool verbringen wollten. Doch es kam ganz anders, da die jüngere Schwester meines Lieblingsmannes anrief und aufgeregt ins Telefon rief, „Der Bischof kommt.“Aber fange ich einmal ganz von vorne an. Eigentlich sollte heute die Firmung unseres Neffen stattfinden. Da dieser aber einen Unfall hatte, der einen Krankenhausaufenthalt bedingte, fiel die Firmung aus. Nun erholte sich unsere Neffe insoweit, dass er heute, am Sonntag Morgen, aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Des Mittags meldete sich nun telefonisch ein Mitarbeiter des Bischofs, der unseren Neffen firmen sollte, um den Bischof für eine Firmung am Krankenbett anzumelden.
Nachdem der Mitarbeiter erfuhr, dass der zukünftige Firmling wieder zu Hause weilte, nahm er Rücksprache mit dem Bischof um dann den Eltern zu verkünden, dass „der Bischof kommt“. Meinem Lieblingsmann sagte nun meine Schwägerin sehr aufgeregt, „Lass mich jetzt nicht allein, der Bischof kommt“.
Natürlich hat niemand die Familie des Firmlings allein gelassen. Was für eine Aufregung das war! Ein Bischof kommt, um im Wohnzimmer eine Firmung vorzunehmen. Ein Familienfest aus dem Nichts wurde auf die Beine gestellt. Die zweite Schwester meines Mannes sorgte für den Blumenschmuck. Die Schwester des Schwagers buk Waffeln und ihre Tochter brachte Muffins mit. Mein Lieblingsmann bekam den Auftrag, Kuchen zu kaufen und mitzubringen. Während wir noch beim Mittagessen saßen und überlegten, wo wir leckeren Kuchen kaufen könnten, ging ich im Kopf die Zutaten für ein Apfelkuchenblech durch, das ich backen könnte. Selber gemacht schmeckt doch einfach besser. Zeit genug war ja, denn der Bischof hatte sich für 17 Uhr angesagt.
Mein Lieblingsmann schälte die Äpfel, ich bereitete den Teig zu und ruck zuck war das Blech im Backofen. Für die Kinder schob ich noch einen Nusskuchen hinterher. Während der Backofen seine Arbeit tat, verschwanden wir im Bad, um uns aus den Badesachen zu schälen und uns nach dem Duschen in schicke Klamotten zu werfen.
Geschniegelt und gestriegelt, mit dem Kuchen bewaffnet, machten wir uns auf den Weg zur Firmung im Wohnzimmer, denn …. der Bischof kommt. Was für eine Aufregung im ganzen Haus? Wie wird das? Welche Kleidung trägt der Bischof beim Hausbesuch? Fragen über Fragen?
Pünktlich um 17 Uhr fuhr der Bischof vor. In Begleitung seines Fahrers und eines Kirchenmannes betrat er das Wohnzimmer. In seiner schwarzen Amtstracht mit pinker Schärpe und zur Firmung umgelegter Stola bekam der kleine Gottesdienst im Wohnzimmer die passende Würde. Wir sangen, lauschten der Lesung, folgten der Segnung des Firmlings, beteten gemeinsam und sangen erneut. Nach nur 20 Minuten war der ganze Spuk vorüber. Der Firmling merkte nach der Abfahrt des Bischofs an, dass wir uns im Vergleich zum Gottesdienst in der Kirche 100 Minuten gespart hätten. In Gedanken habe ich dem lieben Gott gedankt, dass ich meinen Knien heute das Knien sparen durfte.
Ich glaube, dass der Bischof kommt, das wird bei uns jetzt ein geflügeltes Wort, wenn es ganz schnell ans Aufräumen der Wohnung geht oder flott ein Kuchen gebacken werden muss. Der Kuchen war, nebenbei gesagt, sehr lecker. Nach dem Abgang des Bischofs haben wir ihn in einer großen Familienrunde in lockerer Atmosphäre sehr genossen.
Nachdem nun alles gut überstanden ist, sende ich euch sonnige Grüße für die kommende Woche,
Eure Birgit
