Engelsflügel

Meine Lieben,

wieder einmal habe ich an einer Versteigerung zugunsten der Hunde von Aegean teilgenommen. Dieses mal wollte ich etwas ganz besonderes ersteigern, einen glitzernden Engelsflügel.  

Über einen Zeitraum von fast vier Wochen konnten wir alles einstellen, was wir vorrätig hatten. Was die Menschen alles brauchen können, ist einfach unfassbar. Wie sagt mein Lieblingsmann so schön, jeden Morgen steht einer auf, der euren Krempel noch gebrauchen kann. Von wegen Krempel, das sind gut erhaltene Waren! Schließlich habe ich ja nicht nur versteigert, ich habe auch ersteigert.

Ich sage euch, am Freitag um 20 Uhr war das Versteigerungsende da. Ab 19.45 Uhr saß ich mit meinem Computer bewaffnet auf dem Sofa und hatte alle meine zu ersteigernden Artikel im Auge. Bei Büchern und dergleichen war ich auf der sicheren Seite. Ich war entweder die einzig Bietende oder ich hatte die Mitstreiter abgehängt. Aber die mir wichtigen Artikel, die hatte ich im Auge wie ein Luchs.

Am Wichtigsten war da der Engelsflügel in Glitzer, mit Glitzer und ganz großem Glitzer. In der Hälfte der Auktion hörte ich auf zu bieten. Ich bin schließlich ein alter Ebayer, da weiß man genau worauf es ankommt. Drei, zwei, eins, meins! Die letzten Sekunden zählen, um sich seinen Schatz zu sichern. Bei der letzten Auktion hatte ich zum Versteigerungsende hin zu lange gewartet, um meinen heiß begehrten Artikel zu ergattern. Um Punkt 20 Uhr ging mein Gebot ein, statt um 19.59 Uhr und 59 Sekunden. So war ich gekniffen und ärgerte mich. Ich weiß gar nicht mehr, was es war. Es war wohl nicht so wichtig. Vielleicht geht es wirklich nur um den Kitzel?

Den Engelsflügel an einer langen Kette wollte ich aber in jedem Fall haben. So einen ähnlichen habe ich in irgend einem Katalog gesehen, wo er schon ein bisschen das „ich will haben Gefühl“ ansprach. Aber preislich war er  es mir nicht Wert.

Aber Freitag, da bestand die Möglichkeit, das ich ihn für die Hälfte des Katalogpreises ergattern konnte. Ich saß da auf der Couch, gespannt wie ein Flitzebogen. Was mir da so alles durch den Kopf ging! Ob beim letzten Mal meine Computeruhr falsch ging? Stimmte die Computeruhr nicht mit der Uhr überein, die das Versteigerungsende einläutet? Mein Lieblingsmann musste nachsehen, was die Funkuhr sagte. Waren die Sekunden identisch? Sprang die Minute der Funkuhr im selben Augenblick um wie die der Computeruhr? Mein Sohn Timo kam auch noch dazu.

Ja, alle Uhren gingen richtig! Um 19.59 Uhr gab ich mein Gebot von 10,50 Euro ab. Nichts regte sich bei meiner Mitstreiterin. Sofort setzte ich 11,00 Euro ins Kommentarfeld, um bei einer Regung meines Gegenübers um 19 Uhr 59 Minuten und 50 Sekunden noch ein Gebot hinterher zu schicken. Ich hätte nur Enter drücken müssen, dann hätte ich noch einmal nachbieten können. Aber nichts geschah! Die Computeruhr sprang um und der Engelsflügel war meiner!

Ja! Die Familie strahlte mich an, klatschte mich ab und ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Schon klickte Whatsapp! Meine Freundin gratulierte! Irgendwie wussten alle, dass ich diesen Engelsflügel haben wollte. Ich steckte nicht auf. Das Träumerle Birgit kann auch Biss haben, wenn sie will, und Freitag wollte sie. Grrrr!

Mal sehen, ob dieser Engelsflügel wirklich für mich ist. Den letzten, den ich ersteigert habe, habe ich verschenkt an eine liebe Freundin, diese wiederum hat ihn an ihre liebe Freundin verschenkt, weil diese ihn gerade viel nötiger brauchte. Engelsflügel kann man einfach nicht genug haben, wer weiß, wann man ihn braucht?

Flügelleichte Grüße sendet euch

Eure Birgit