Frühlingsgefühle

Meine Lieben,

die Blumen sprießen, die Sonne scheint, bis 17 Uhr ist es draußen hell, da sind sie bei mir angekommen, meine Frühlingsgefühle.

Endlich erwacht die Hoffnung darauf, dass der Frühling kommt und an diese Hoffnung gebunden sind die sich in mir regenden Frühlingsgefühle.

Eine Gassi  Runde drehen, das scheidet für mich augenblicklich aus gesundheitlichen Gründen noch aus. Doch im Garten herum wuseln, das kann ich. Ganz winzige und zarte grüne Spitzen lugen aus unseren Grasbüschen heraus. Ich muss nur noch das verdorrte, trockene Gras abschneiden, das den Schutz gegen Eis und Schnee bildete, und schon sind die neuen Spitzen sichtbar. Am Liebsten würde ich im Turbogang durch den Garten stürmen und zack, zack, zack, das tote Geäst von den Jungpflanzen entfernen. Doch gemach, gemach, es kommt eines nach dem anderen an die Reihe.

Rotes Gras, Frühlingsgefühle   geschnittenes Schilf, Frühlingsgefühle

Einen alten Gartenstuhl stelle ich mir vor die Hortensien, Gräser und Rosenstöcke. Darauf sitzend kürze ich die Pflanzen gut zwei Zentimeter vor den neuen Knospen ein. So ziehe ich von Pflanze zu Pflanze mit Stuhl, Gartenschere und Handschuhen. Mal wird mir von der Lieblingsfamilie alles vorangetragen, denn ich habe jetzt wie die Katzen Personal. Mal bringe ich Teil für Teil zum nächsten Busch, rechts die Gehhilfe, links ein Arbeitsutensil. Der von den Hunden vertikutierte Rasen – Rasen?, welcher Rasen? –  ist für Fußkranke nicht geschaffen, weshalb ich mich doppelt vorsichtig voran taste. Da schaffe ich am Tag zwar nur ein bis zwei Büsche, aber das ist mehr als nichts. Davon lasse ich mich aber nicht abschrecken, da mein Garten ruft. Beschwingter Stimmung arbeite ich mich flötend voran. So ein kleines Liedchen auf den Lippen  ist ein leichtes in der frühlingshaften Atmosphäre. „Wenn der Frühling kommt, dann schenk‘ ich dir…“.

Spielende Zona und Feli, Frühlingsgefühle   Tobende Zina und Feli, Frühlingsgefühle

Die Sonne kommt raus, der kräftige Frühlingswind streichelt mein Gesicht, ich empfinde und fühle die Natur mit allen Sinnen. Die knackige Kälte, bei der sich alle Poren zusammenziehen, liegt scheinbar hinter uns. In der Sonne sitzend, kann ich meine Jacke öffnen. Luft kommt an den Körper. Beim Entfernen der trockenen Grashalme riecht es nach Stroh, dann erreicht ein Erdgeruch meine Nase. Die Augen erblicken die ersten Farben. Eine kleine Narzisse öffnet ihr zarten gelben Blütenblätter.  Zur bestehenden Staude gesellt sich eine weiße Christrose dazu. Eine kleine weinrot leuchtende Knospe leuchtet mir an einem Busch entgegen. Unter der Abdeckung der Weihnachtsbaumzweige leuchtet es violett. Die Knospen der Pflanzen streifen ihre Hüllen ab und strecken sich klein und zart oder groß und fest der Sonne entgegen.

blaue Blume, Frühlingsgefühle   rote knospen, Frühlingsgefühle

So fühlen sich auch für mich meine Frühlingsgefühle an. Wie eine Schlange, die die alte trockene Haut abstreift, durchatmetet und zu neuem Leben kommt, fühlt es sich für mich an. Farbe kommt wieder in mein Leben. Ob es grün, weiß oder das erste zarte Gelb ist, es symbolisiert eine neue Lebenskraft und die ist ansteckend. Ich fühle mich als könnte ich Bäume ausreißen!

Christrose, Frühlingsgefühle  Hagebutte und Knospen, Frühlingsgefühle

Da lasse ich mich auch nicht davon abschrecken, dass ich ins Haus humpeln, mir ein Pflaster heraussuchen muss um eine vom alten Schilf verursachte Schnittwunde zu versorgen. Natürlich wird sich der Winter in Form von Stürmen und Schneeniederschlägen vielleicht noch das ein oder andere Mal in Erinnerung bringen, doch ich werde es machen wie die Pflanzen. Nach und nach werde ich neben die Winterjacken auch die Übergangs- und die Regenjacken an die Garderobe hängen, und wenn dann die Fleecejacke am Garderobenhaken landet, dann vertraue ich darauf, die Wintersaison zu beenden.

Ich freue mich schon so darauf, wenn Farbe ins Spiel kommt, nicht nur im Garten, sondern auch im täglichen Leben. Auf dem Stuhl sitzen, inne halten, das Gesicht der Sonne zugewandt, tanke ich Energie auf. Das ist es, was ich jetzt dringend brauche. Ich hoffe, auch euch holen die Frühlingsgefühle ein.

Es wünscht euch eine bunte Woche,

Eure Birgit Narzissen, Frühlingsgefühle

2 thoughts on “Frühlingsgefühle

  1. Bin ich froh, dass ich keinen Garten mehr habe, ich mag diese Arbeiten absolut nicht. Ich genieße mit meinen Beiden die sonnigen Gassigänge (die Dir ja noch verwehrt sind) und nutze dazu den „Stadtpark“ (80m breit, 100m lang). Wenn wir dann mehrere Runden, Achten und Schleifen gelaufen sind, haben Tabby + Oro sämtliche anderen 4Pfotigen Gäste der letzten Tage und Stunden erschnüffelt, und wir können die Runde um den Stadtpark herum fortsetzen. Sehr zu Oro’s Freude nutzen ihn auch seine 2beinigen Freunde wieder, sitzen im Rondeel und klönen und streicheln meinen kleinen Kuscheljunkie. Ganz besonders freut ihn, wenn ein netter älterer Herr „sein“ Kissen mit hat, dann darf Oro nämlich auf selbiges auf die Bank hoppsen und an den Herrn gekuschelt seine Streicheleinheiten genießes, Köpfchen mit glänzenden Knopfaugen gen Sonne gerichtet. Ja, Frühling ist Glück pur, für den Einen so, für den Anderen so. Hab eine schöne, sonnige und heilsame Woche. <3

  2. Liebe Gitti,
    ich bin zum Garten gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Doch ich liebe es, das Gärtnern.
    Dazu noch die Gassi Gänge, ich bin absolut ein draußen Mensch.
    Niemand muss Gärtnern, aber wenn man es mag. Du darfst gerne zugucken.
    Bis bald,
    liebe Grüße, Deine Birgit

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