Schickobello

Meine Lieben,

kennt ihr den Begriff „Schickobello“? Das Wort hat nichts mit dem Thema Hund zu tun, von wegen Bello. Nein, das sagten die Leute in meiner Kindheit, wenn man sich rausgeputzt hat um auszugehen. In der Philharmonie am Samstag Abend, da dachte ich so manches mal, schickobello.

In der Philharmonie in Essen, da war ich noch nie. Ich war ja auch noch nie zu einem tollen Musikkonzert, das einer Philharmonie bedurft hätte. Um Kultur zu genießen, da bin ich eher der Theater Gänger. Um Musik zu genießen, da bin ich eher der Stadion- und Hallen Gänger, da Klassik mir nur Zweck gebunden liegt. Wenn ich Musik höre, dann wippen erst meine Füße und dann mein ganzer Körper. Ich muss mich einfach bewegen. Heute, in der Küche, da habe ich den Twist noch ausprobiert, weil „Let’s Twist again“ im Radio lief. Erst bewegte ich mich zaghaft, wegen meiner Arthrose, doch dann habe ich alles gegeben, da ich merkte, er geht wieder, der Wechsel der Beine. Da hat der Twist meine Füße gerockt, auf Socken, das flutscht am Besten.

In der Philharmonie, da laufe ich natürlich nicht auf Socken, obwohl, da könnte ich echt toll durch die Gänge schlittern. Dafür hatte ich natürlich die falschen Klamotten an, denn für sein Konzert in so einer Philharmonie, da macht Frau sich natürlich schickobello, wie einer meiner Onkel in meiner Kindheit pflegte zu sagen. Ich sage euch, die Leute waren alle schickobello.

Mein Lieblingsmann und ich waren früh in Essen, denn wir wollten bei dem Schietwetter, das gestern herrschte, pünktlich zum Konzert des WDR Funkhausorchesters sein. Wir hatten dann eine Stunde Vorlauf, weshalb wir uns eine Cola und eine warme Brezel gönnten und uns auf einer langen Couch im Vorraum des Saales niederließen. Dort defilierten die Konzertbesucher an uns vorbei.

Eintrittskarte der Philharmonie Essen - Schickobello

Ich liebe es, Menschen zu beobachten. Sie waren alle schickobello auf ihre eigene Art. Der eine trug Anzug, die andere ein Kleid. Die eine trug Leder, die andere ein zartes Umschlagtuch. Manches Pärchen ging im Partnerlook, wobei ein Pärchen das gleichfarbige T-Shirt trug. Da kann ich mir dann nicht verkneifen zu meinem Lieblingsmann zu sagen, „da sagst du aber Bescheid“. Ich will mich ihm nicht äußerlich angleichen, so nach der Devise, wir tragen beide beige. Bei dem Satz lachen wir uns immer scheckig und achten darauf, gleich gestaltete oder gleichfarbige Kleidung zu vermeiden.

Nach einer Weile habe ich mir dann lieber die Schuhe der Leute angeguckt und ich kann nur sagen, schickobello. Dem Anlass angepasst, waren alle Schuhe blitzeblank. Nicht nur die Stöckel- und Gesundheitsschuhe konnten sich sehen lassen, auch die Turnies sahen aus wie frisch aus der Waschmaschine. Die Lackschuhe glänzten und die Stiefel, egal wie hoch der Schaft reichte, waren aus ihrem Sommerschlaf erwacht und wärmten, wo bei den Temperaturen nichts zu wärmen war. Aber egal! Das Konzert ruft und die Füße konnten in ihren schönsten Verpackungen zucken.

Es gab eine Menge zu zucken in der klassischen Philharmonie bei der Musik der 70er und 80er Jahre. Schade, dass ich da nicht tanzen kann. Ich glaube, dass den Gedanken viele der Schuhträger hatten. Da mussten halt die Hände herhalten, die im Rhythmus der Musik zum Takt schlugen und das hohe Haus beim Applaus für die Musikanten zum Beben brachten.

Es war echt ein schicker Abend. Muss auch mal sein!

Herzliche Grüße, eure Birgit Blick vom 2. Rang Balkon - Schickobello

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