Strandgut

Meine Lieben,

eine erholsame Urlaubswoche liegt hinter mir. Bei schönem Wetter am Kanal hatte ich dann auch noch Glück, ich fand zwei Mal Strandgut. 

Das Wetter in meiner Urlaubswoche war durchwachsen. Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Fotos habe ich euch nur von den Schön-Wetter-Tagen eingestellt. Regenwetter muss nicht unbedingt auf Zelluloid gebannt werden. Wer bannt eigentlich heute noch Fotos auf Zelluloid?

Blühender Strauch, Strandgut   Blaue Streublümchen, Strandgut

Nur ein einziger Tag war ein richtiger Frühlingstag, so wie ich ihn mir vorstelle: blauer Himmel, laues Lüftchen und Sonnenschein. An dem Tag hing ich an den herrlichen Kanalgang noch einen Gartentag an, da die Beerenobststräucher unbedingt gedüngt werden mussten.

Gransende Hunde, Strandgut   Zina und Feli am Kanal, Strandgut

An den anderen Tagen spurteten wir zwischen zwei Regenschauern durch die große Hunderunde und freuten uns mit den Hundemädels den Pelz nicht nass zu bekommen. Pelz tragen nur Zina und Feli. Wir tragen, nebenbei gesagt, an keinem Kleidungsstück mehr Pelz. Da brauche ich mich nicht mehr zu fragen: echt oder unecht? Pelz steht den Tieren am besten! Warm und trocken?, dass schafft auch die Synthetikindustrie für uns Menschen. Für mich muss kein Tier mehr seinen Pelz für einen Bommel hergeben. Die besten Bommel in meinem Leben hat meine Oma gestrickt und gehäkelt. Wir lieben doch alle Retro; das wäre doch mal was! Lasst uns Bommel herstellen.

So eine Urlaubswoche fliegt nur so dahin und doch birgt sie auch kleine Geschenke. Keine Ostereier, nein, besser! Strandgut! Ich liebe Strandgut! Am Kanal sind manchmal Fender, die Abstandhalter der Schiffe, zu finden. In der Binnenschifffahrt werden zumeist gewässerte Holzbalken genutzt. Ich freue mich riesig, wenn ich so einen Fender am Kanalstrand entdecke. Die sind mächtig schwer und in mir tickt es nur so: wie kriege ich das Ding nach Hause. Zumeist verstecke ich es so in den Büschen, dass ich mit dem Auto herumfahren und den Holzbalken einsammeln kann. Natürlich sammele ich nur, wenn er noch gut ist. Haben schon Käfer und so ein Gezeugs sich das Holzstück als neue Heimat erkoren, so bleibt es ihres. Ist doch klar! Aber liegt es noch jungfräulich mit seinem zumeist blauem Band, Seil, am Kanale Grande, so ist es meins.

Ich sah diesen schönen Fender schon auf der gegenüber liegenden Kanalseite. Das blaue Band leuchtete in der Sonne. Leider lag es mittig der anderen Seite, was bedeutet, tragen zum Auto ist nicht. Auch für meinen Lieblingsmann, der das Glück hatte dieselbe Urlaubswoche zu haben und mir, seiner Göttergattin, beim Tragen behilflich zu sein, war der Balken zu schwer um ihn direkt bis zum Auto zu tragen. Auf der anderen Seite angelangt, trug mir mein Lieblingsmann den Balken ins Gestrüpp in Richtung Straße, versteckte ihn hinter einem dicken Baum und wir machten uns auf den Rückweg zum Auto hin. Ich war völlig aufgeregt! Drei, zwei, ein – MEINS!

Kaum ein paar Schritte gegangen, sah ich auf der jetzt gegenüberliegenden Seite, sozusagen auf der Seite des Hinweges, ein blaues Seil. Ich rief: “ Noch mehr Strandgut!“ und mein Lieblingsmann „Nein!“. „Doch!“, erwiderte ich und er: „Nein, kein Strandgut!“ Ist der blind?, dachte ich noch, doch da sah ich schon sein Grinsen. Er hatte es auch gesehen und verkohlte mich. Ihm war wohl nicht nach noch mehr Strandgut? Mir aber! Also los zum Auto. Zu viele Spaziergänger nutzten das schöne Wetter und das hinwegseitige Strandgut lag noch frei in der Gegend rum. Ging gar nicht!

Als erstes fuhren wir mit dem Auto zum versteckten Fender. Nur leider war der Waldweg von der Straßenseite her nicht zu finden. Wir fanden einen Weganfang, doch der Restweg war so zugewachsen, dass ein Durchkommen eigentlich nicht zu schaffen war. Mein Lieblingsmann gab auf. Ich nicht!, schließlich ging es um mein verstecktes Strandgut.

Erst einmal stolperte ich nur so durch die Brombeersträucher. Dann hielt ich inne und tat es unserer Feli gleich. Sie folgt immer den schmalen Trittwegen der Rehe. Immer eine dicke Birke als Ziel im Auge, folgte ich den schmalen Wegen und gelangte so zum Fender. Natürlich war er für meine geschundenen Arme zu schwer, aber wofür hatte ich eine Stoßwellentherapie machen lassen, wenn ich so einen kleinen Streichholz nicht zur Straße schleppen konnte. Mit dem Holz vor der Brust fand ich den eigentlichen Waldweg und per Handy navigierte ich meinen Lieblingsmann dort hin. Geschafft! Strandgut Nummer eins gesichert!

Auto wenden, die Kanalbrücke überqueren und Strandgut Nummer zwei anvisieren. Dieses Mal ließ es sich mein Lieblingsmann nicht nehmen, das Strandgut zu entern. Gut so, denn diesen Fender hätte ich nicht mal hinter mir herziehen können. Doppelt so dick und schwerer als jeder bisherige Fender, den ich je gerettet habe vor Wind, Wasser und Feinden, hihi. Er schleppte sich so richtig einen ab. Gut, dass wir so schnell waren, denn irgend jemand hatte das dicke blaue Seil schon am Baum verknotet. Wir haben dieses herrenlose Gut gerettet. Dieses Strandgut hat es uns nicht gedankt. Am schönen blauen Seil befand sich ein rot schwarzes schmieriges Seil, dass uns unsere Hände schön verdreckte. Was soll’s?

Schwerer Fender, Strandgut

Was ich mit so einem Fender will? Keine Ahnung. Es wird sich schon was finden!  Normaler Weise schmücke ich meinen Garten damit! DEKO! Heimat für Kleintiere.

Fender als Teelichhalter, Strandgut

Der dicke Fender wird ein Paal. Er wird mich an den Urlaub erinnern. Vielleicht finde ich in einem Laden auf Texel eine Holzmöwe, die mein Lieblingsmann mir dann auf den Paal schrauben kann. Ich könnte natürlich auch selber schrauben, schließlich bin ich die Tochter eines Elektrikermeisters und stamme aus der Pipi-Langstrumpf-Generation. Aber mein Lieblingsmann ist jedes mal so glücklich, wenn er werkeln darf, da werde ich ihm das Vergnügen als Retter doch nicht nehmen.

Der normale Balken wird dieses Mal verschenkt. Katerneffe Willi kriegt einen Außenkratzbaum. Mal sehen, ob er ihm gefällt. Ich denke, er wird es zu schätzen wissen, dass seine Tante nur für ihn den Unwegsamkeiten der Wildnis trotzte.

So ein kleiner Balken kann mich mächtig beglücken und so sende ich euch mit einem verschmitzten Lächeln ganz liebe Grüße,

Eure Birgit  Heute ist ein schöner Tag, Strandgut

4 thoughts on “Strandgut

  1. Liebe Birgit,
    du bist die Schärfste unter der Sonne 😀 ein kleiner Jäger und Sammler 😉
    LG Heike

  2. Mann kann auch in die Löcher vom Fender Fackeln stellen und dann hat man einen Kerzenhalter für draußen.

  3. Liebe Brigitte,
    beim nächsten Fender, wird es ein Kerzenhalter. Die Fotos werde ich einstellen, versprochen.
    Danke, das dir für deine guten Ideen.
    Liebe Grüße,
    Deine Birgit

  4. Liebe Heike,
    in jedem von uns steckt ein kleiner Jäger und Sammler, denke ich. Es hat mir so viel Spaß gemacht.
    Ich werde weiter Ausschau halten und solltest du mal einen Fender entdecken, bitte rufe mich an.
    Liebe Grüße,
    Deine Birgit

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