Der erste Mai

Meine Lieben,

wie immer am ersten Mai, steht der Maigang an. Wir Hundegänger nutzen jeden Tag und somit jeden Monat des Jahres für den Hundegang. Der Rest der Menschheit hat ein Bedürfnis nach Natur vor allem an dem ersten Mai.

Was machen die, die als Jogger, Stockläufer, Wanderer und Hundegänger normalerweise den Wald genießen an dem ersten Mai? Sie können sich eigentlich nur an dem ergötzen, was dieser besondere Tag zu bieten hat. Die Alternative dazu ist es, zu Hause zu bleiben.

Schon am Wanderparkplatz, einem unserer Startpunkte für unseren Waldspaziergang, spielen sich ungewöhnliche Szenen ab. Ein Hundeehepaar steigt mit Hund aus dem Auto aus und trödelt zur Wanderkarte. Unser Wald ist so übersichtlich, da kann man schon mal eine Karte brauchen, um sich nicht zu verlaufen. Der Wanderparkplatz beherbergte an diesem Tag so viele auswärtige Autokennzeichen, da frage ich mich, habe ich die Leute schon mal gesehen? Mein Lieblingsmann meinte, wenn diese Hunde Glück haben, werden sie im nächsten Jahr wieder ausgeführt. Zumindest können wir diese Hunde dann im nächsten Jahr an dem ersten Mai wieder treffen.

Bollerwagen, geschmückt mit den Ästen der Birken und bestückt mit Bierkästen, ziehen an uns vorbei. Statt Vogelgesang ist bestenfalls ein Radio zu hören, sonst nur Gegröle und Gesang aus heiseren Männerkehlen und Gequietsche von naturtrunkenen Mädels. Ich las einmal, wenn ein Tsunami kommt, hören die Vögel auf zu singen. Bei uns im Wald tobt der Mai Tsunami, der den Vogelgesang zumindest übertönt.

Im letzten Jahr dachten wir, am Abend des ersten Mai wäre ein guter Zeitpunkt, unseren Hundegang in freier Natur zu starten. Dem war nicht so, denn das jetzt betrunkene Volk zog durch den Wald hinüber zum Kanal um dort zu lagern.

Am Tag danach gehörten uns wieder der Wald und die Kanalufer, aber auch die Müllberge blieben uns für lange Zeit erhalten.

Der erste Gang durch den Wald erfolgt immer an der Leine, denn erst müssen die Glasscherben beseitigt werden.

Der erste Mai ist für mich immer der Start in die Saison der zersplitterten Flaschen, der zertretenen Dosen, der Metallösen eben dieser Dosen und der Bierflaschendeckel. Bierflaschen und Getränkeflaschen mit Pfand werden von den radelnden Rentnern eingesammelt. Der Rest wird liegengelassen.

Ich sammele die heilen Flaschen ein, nehme sie mit zum Auto und entsorge sie mit unserem Altglas am Container. Warum?, weil dann kein gefrusteter Mensch auf die Idee kommt, die Flasche an einem Baum oder einem Brückenpfeiler zu zerschmettern. Für nur sieben Cent Pfand machen sich wenige daran, die Flaschen gegen Pfand zurückzubringen, geschweige denn, die Flaschen mitzunehmen, für die kein Pfand gezahlt wird.

Vor zwei Jahren hatten die Hunde nach dem ersten Mai einen Impftermin beim Tierarzt. Dort trafen wir die Opfer des Maiganges, deren Pfötchen von Glasscherben zerschnitten wurden. Die Pfoten der Hunde trugen Verbände, die die genähten Ballen schützten. Diese Hunde hatten einen Termin zum Fäden ziehen und das alles nur, weil die Menschen in die Freiluftsaison starteten. Dafür habe ich kein Verständnis!

Wir selber haben uns in diesem Jahr über kaum genutzte Wege zu einer Wiese begeben, um unsere drei Mischlingshunde Elli, Zina und Feli toben und spielen zu lassen. Wir haben den Sonnenschein zur Fotositzung genutzt und uns im Anschluss daran über weitere Schleichwege zurück zum Auto zu begeben.Grasende Feli und Zina - Der erste Mai

Grasende Elli - Der erste Mai

Unseren zweiten Hundegang haben wir ausfallen lassen und statt dessen im Garten den ersten Maitag mit Hundefreunden genossen.

Jetzt kennen wir wieder jeden in unserem Wald, ob Mensch oder Hund, so dass Elli, Zina und Feli wieder in aller Ruhe ihre Hundezeitung lesen und wir dem Vogelgesang lauschen können.

Liebe Maigrüße sende ich euch,

Eure BirgitWaldglöckchen - Der erste Mai

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