Der Nikolaus kommt

Meine Lieben,

die Faszination des Nikolauses hat an nichts verloren. Durch die Generationen begleitet der Nikolaus uns und beschenkt uns jedes Jahr auf ein Neues, und damit meine ich nicht die Nikolaustüte. Der Nikolaus kommt in unseren Siedlungsverein ins Gartenhaus.

Kaum wurde der heilige Mann gesichtet, wurde von den Kindern gewispert,  geflüstert und keck gerufen, dass der Nikolaus kommt. Ebenso strahlend wie die Augen der Kinder erstrahlten die Augen der Eltern. Ihre Gesichter spiegelten Erinnerungen an die eigenen Erfahrungen mit dem roten Gesellen und die Erwartungen an das Zusammentreffen ihrer Kinder mit dem heiligen Mann wider. Nur eine Neuerung gibt es im Vergleich zur Kindheit meiner eigenen Kindheit und der meiner Kinder. Diese Neuerung trägt den Namen „Handy“. Nicht nur Mama und Papa knipsen was das Zeug hält, sondern auch Oma und Opa, Tante und Onkel sind bereit den Glücksmoment im Leben ihres Kindes festzuhalten.

Ich kann sie verstehen, denn ich musste zehn Fotoalben durchschauen um Bilder vom Umzug des Heiligen Niklas oder des Heiligen Martins zu finden. Drei oder vier Fotos aus zwei oder drei Jahren habe ich gefunden, da das Fotografieren im Dunklen in den 90er Jahren gar nicht so einfach. Die Freude der Kinder festzuhalten war nicht nur eine Frage des Könnens, sondern auch eine des Geldbeutes, weil das Entwickeln der Fotos entwickeln einiges kostete. Dagegen scheint das digitale Zeitalter ein Segen zu sein, aber auch manches Mal ein Fluch zugleich.

Als ich den  Kindern zusah, da wurden auch meine Augen wieder feucht. Es bedarf keiner Fotos diese Erlebnisse meines Lebens abzurufen wie ich mit meinen Eltern an der gesperrten Hauptstraße stand, auf der der, auf einem Schimmel sitzende, Sankt Nikolaus vorbei ritt. Begleitet wurde er vom auf dem Rappen neben ihm reitenden Knecht Ruprecht. Hinter dem Gespann zogen verschieden Märchenwagen drein. Die Hexe aus „Hänsel und Gretel“ konnte ich nie leiden, da war mir das Schneewittchen schon um Vieles symphatischer. Jahr um Jahr wiederholte sich dieses Geschehen. Auch als ich dann so aus dem Alter der Umzüge herausgewachsen war, besuchten wir  erneut die Umzüge, denn meine Schwester war zwischenzeitlich geboren worden.

Mit meinen Söhnen besuchte ich immer kleine Umzüge, bei denen der Nikolaus kommt und Zeit  hatte für die Kinder und die Kinder konnten sich alle Zeit der Welt für ihn und sein Pferd nehmen.

Unser Kleiner bei Nikolausumzug - Der Nikolaus kommt   Unser Großer gibt dem Nikolaus die Hand - Der Nikolaus kommt

Unser Kleiner staunt den Nikolaus an - Der Nikolaus kommt   Logenplatz unseres Großen beim Nikolausumzug - Der Nikolaus kommt

Viele Bilder und Filme sind in meinem Kopf gespeichert. Oft hat es geregnet, weshalb wir nass waren wie die Ratten. Die Laternen waren eingehüllt in eine Mülltüte, damit die Pappe nicht aufweichte. Den erhaltenen Stutenkerl ließen sich meine Kinder gleich auf dem Heimweg schmecken.

In diesem Jahr nun fotografiere ich den Nikolaus und seinen Engel im, am, um das Gartenhaus des Siedlungsvereines herum.

Nikolaus im Gartenhaus - Der Nikolaus kommt   Nikolaus und sein Engel lauschen - Der Nikolaus kommt

Die Kinder sind so aufgeregt, dass der Nikolaus kommt. In der himmlischen Begleitung seines Engels beschenkt er die Kinder, so dass die Kinderaugen leuchteten. Manch einer traute sich die Hand zu geben, zumindest dem Engel. Mancher lugte hinter dem Hosenbein des Papas hervor und manche Kleine rief aus sicherer Entfernung „Hallo Nikolaus!“. Oft wurde gewunken und zurück gewunken. Die Kinder wurden vom Engel aufgerufen, worauf hin sie aufgeregt aus dem Zuschauerkreis hervor traten und ihre Tüte in Empfang nahmen.

Nikolaustüte - Der Nikolaus kommt   Gefüllte Nikolaustüte - Der Nikolaus kommt

So manches Kind konnte ein Gedicht aufsagen, obwohl die meisten Kinder  den Nikolaus auf das nächste Jahr vertrösteten. Beeindruckend war ein Junge, der das Gedicht „Das Büblein auf dem Eise“ von Friedrich Güll frei aufsagte.

Das Büblein auf dem Eise von Friedrich Güll (1827)

Gefroren hat es heuer
noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher
und spricht zu sich ganz leis:
»Ich will es einmal wagen,
das Eis, es muß doch tragen.
Wer weiß!«

Das Büblein stapft und hacket
mit seinem Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket,
und krach! schon bricht’s hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt,
als wie ein Krebs und zappelt
mit Arm und Bein.

»O helft, ich muß versinken
in lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muß ertrinken
im tiefen, tiefen See!«
Wär‘ nicht ein Mann gekommen –
der sich ein Herz genommen,
o weh!

Der packt es bei dem Schopfe
und zieht es dann heraus,
vom Fuße bis zum Kopfe
wie eine Wassermaus.
Das Büblein hat getropfet,
der Vater hat’s geklopfet
zu Haus.

Ein besonderer vorweihnachtlicher Augenblick, der uns Erwachsene berührt zurückließ. Danke an alle die Menschen, die einen so schönen Augenblick in unsere Herzen pflanzen. Danke an alle die Menschen, die diese Augenblicke ermöglichen, die Lehrerinnen, Lehrer, Eltern, Familien und Vereinsmitglieder. Viele Stunden sind die Menschen bei der Vorbereitung kleiner Feste und Umzüge eingebunden. Sie werden belohnt mit strahlenden Kinderaugen, und damit meine ich auch die Augen der Erwachsenen, die dem Nikolaus die Hand gebend, wieder Kinder wurden.

Ihr Lieben, viele Grüße vom Nikolaus im Gartenhaus sendet euch

Eure BirgitEulenlaterne - Der Nikolaus kommt

 

 

2 thoughts on “Der Nikolaus kommt

  1. Liebe Birgit,
    das ist mal wieder wunderschön geschrieben. Ich danke dir dafür.
    LG vom Engelchen 🙂

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