Der verwaiste Platz

Meine Lieben,

in meinem Büro war ich nie alleine, meine Elli begleitete mich immer. Sie schlief in ihrem korbsessel, währedn ich an meinem Heimarbeitsplatz tätig war. Nun war dieser Platz nach ihrem Tod ein halbes Jahr verwaist. Niemanden zog es zu mir in den Büroraum.

Elli ließ mich nie alleine im Büro. Kaum schaltete ich den Computer ein, so kam sie wie selbstverständlich zur Arbeit. Sie war ein richtiger Bürohund. Vier Stunden am Stück schlafen war angesagt, so dass von ihrer Seite kein Mucks zu hören war. Um 13 Uhr, wenn wir Mittag machten, zog sie um, vom Bürostuhl zur Haustür, denn um 13.25 Uhr kamen die Kinder schon aus der Schule nach Hause geradelt. Es folgte ein sehr, sehr, sehr lauter Begrüßungsschwall, den ich so sehr vermisse.

Ging ich zur Nachmittagschicht wieder ins Büro, folgte sie mir und ließ sich mit einem eleganten Satz wieder in ihrem Korbsessel nieder. Einrollen, Nase im Schweif vergraben, dann schlief sie ein. Bewegt wurde sich erst wieder, wenn die Windowsmelodie das Abschalten des Computers und damit den Feierabend signalisierte.

Sehr relaxter Bürohund Elli - Der verwaiste Platz   Elli, der Bürohund - Der verwaiste Platz

Der verwaiste Platz ließ mich so manche Träne vergießen. So mancher Sturzbach fand anfangs seinen Weg, wenn ich in dem Raum bügelte, in meiner Miniglotze Tiersendungen guckte oder einfach nur mit einem heißen Tee ein Buch las. Mein inneres und mein äußeres Bild fanden mit dem verwaisten Platz kein Gleichgewicht.

Minifernseher für Frauen? - Der verwaiste Platz   Der verwaiste Platz

Nach Ellis Tod hatte ich Glück, wenn Zina, die Sofaschläferin, mal um die Ecke schaute nach der Devise, ah, da ist sie ja, dann kann ich wieder gehen. Feli hat in ihrer ersten Zeit bei uns zur Bürozeit in ihrem Körbchen zu meinen Füßen geschlafen, doch mit jedem Tag des gesteigerten Selbstbewußtseins hat sie neue Räume erobert. Sie guckt auch nur noch um die Ecke, bevor sie weiter zieht in das leere große Bett.

So sind nun schon sieben Monate ins Land gezogen, in denen ich beim Arbeiten auf den verwaisten Platz schaue. Mein Hundeschatten hat sich aufgelöst, worüber ich untröstlich bin. Schreibe ich den Blog, so lese ich ihn mir alleine vor. Da ist keine Elli, die die Augenbraue hebt oder sich mit einem Seufzer in das Kissen kuschelt, weshalb ich heute selber mein bester Zuhörer sein muss. Sentimental? Wenn man liebt, dann liebt man, egal ob Mensch, Tier, Pflanze oder sich selber. Der Verlust bereichert mich auf die eine oder andere Art, denn er schafft das Bewusstsein zu lieben und geliebt zu haben.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Schaute ich am Anfang zum Sessel, so überwältigte mich meine Trauer, die ich kaum aushalten konnte. Heute ist der verwaiste Platz Normalität.

Bis zum 1. Dezember, Zinas Geburtstag. An diesem Tag wurde ich zur Beschenkten! Zina stellt die Vorderpfoten auf den Sitz des Korbsessels, so dass ich ihren Popo hoch schieben konnte. Doch das wollte sie wohl nicht, denn sie machte eine Drehung, dann einenSprung herunter und weg war sie wieder. Schön wäre es gewesen. Eine Stunde später kam sie wieder. Mit einem eleganter Satz sprang sie auf das Kissen, dann machte sie eine Drehung, mummelte sich ein und schlief. Ich habe es fast nicht gewagt zu atmen, doch dann habe ich sehr vorsichtig nach meinem Handy gegriffen um zu knipsen. Es erfolgte ein Schnappschuss aus der Taile, wobei ich es vermied ein Geräusch zu machen, pscht! Das war gar nicht nötig, denn Zina schlief tief und fest.

Zina relaxt im Sessel - Der verwaiste Platz   Müde Zina im Korbsessel - Der verwaiste Platz

Zinas Augen sind müde - Der verwaiste Platz   Zina im Büroschlaf - Der verwaiste Platz

Es war auch keine Eintagsfliege. Sie kam wieder. Ist das nicht schön? Ich heule vor Glück und Dankbarkeit.

Liebe Grüße sendet euch

Eure dankbare Birgit Zona blinzelt im Korbsessel - Der verwaiste Platz

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