Meine Lieben,
an einem sehr nebeligen Morgen zog es mich mit meinen Hundemädels Zina und Feli an den Kanal Trockene Wege, also kein Schlamm, sind an manchen Tagen einfach ein überzeugendes Argument. Dazu kommt die außergewöhnliche Stille, die der Nebel am Kanal in sich birgt.
Wenn ich die Hand im Nebel nicht vor Augen sehe, dann bevorzuge ich für unseren Morgenspaziergang statt des Waldganges, den Gang am Kanal. Die Chance kreuzender Rehe ist deutlich niedriger als im Wald, so dass Feli nicht auf Jagdgedanken kommt. Sie verfolgt so gerne alles was rennt. Das kann ich durch Abpfiff verhindern, aber dafür müsste ich sehen, dass es etwas zu verfolgen gibt.
Von der Kanalbrücke aus sah ich einen Herrn mit seinem Hund weit vor uns her gehend, immer wieder aus dem Nebel auftauchend und danach wieder im Nebel versinkend. Doch sonst waren wir alleine.
Rechter Hand leuchteten die Farben des Indian Summer. Die am linken Ufer befindlichen Bäume spiegelten sich im Wasser, soweit der Nebel am Kanal es erkennen ließ.
Linker Hand vollzog sich der Sonnenaufgang. Die Sonne ging verhüllt vom Nebel auf. Milchig war sie anzuschauen, saft und kraftlos, aber ein zauberhaftes Bild erzeugend. Die Bäume erschienen als Scherenschnitte, deren langen Schatten sich im Kanal widerspiegelten. Die Vogelwelt verschlief in den Nebel am Kanal gehüllt. Alles war in einen Wattebausch verpackt.
Viele Schritte weiter, entfernt vom Sonnenaufgang, tauchte ein Schiff aus dem Nebel auf. Sein tuckernder Motor hatte es schon eine Weile angekündigt. Imposant durchschneidet es den Nebel und ist auf einmal zum Anfassen nah. Die schnüffelnden Hunde staunten nicht schlecht, als das Schiff neben ihnen zu sehen ist und, laute Wellen werfend, zum Greifen nah, an ihnen vorbei fährt.
Beim Hundegang am am Abend, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, kroch der Nebel durch die Waldschneise über die Felder. Ich fühlte mich an den Gruselfilm meiner Tenagerzeit erinnert, „The Fog“. Die Nebelschwaden zogen langsam auf uns zu. Doch die Waldwege blieben klar.
Bei unserer Rückkehr zum Auto war der Nebel verschwunden. Die Schwärze der Nacht hüllte uns ein. Ohne Kopflampe geht jetzt auch schon am frühen Abend gar nichts mehr.
Stille Grüße aus dem Nebel sendet euch
Eure Birgit 
