Schwedische Möbel

Meine Lieben,

heute hat mir das schwedische Möbelhaus Post geschickt. JA! Tschka! Nach dem Öffnen der Postklappe fällt mir der neue IKEA Katalog entgegen. Der Abend ist gerettet! Ich habe schwedische Möbel zum Schmökern und zum Erinnern.

Ich bin ein klassisches Ikea Kind. In meinem ersten Jugendzimmer gab es nur schwedische Möbel. Was auch sonst, denn die Filiale lag nur ein paar klitzekleine Kilometerchen von uns entfernt.

Mein Bett war ein karges Gestell mit Federkernmatratze, denn damals war eine Federkernmatratze  hoch modern.

Mein schlichtes Holzregal aus Kiefer ist heute noch ein Kellerregal. Es ist stabil wie eh und je und falls doch mal was wackelt, dann werden mit dem kleine Inbusschlüssel, von denen wir unzählige besitzen, die Schrauben nachgezogen. Das hält nun schon wieder ein paar Jahre.

Mein Kiefernklapptisch war im ersten Leben ein Schreibtisch, an dem ich mein Abi gezaubert habe. Danach zog er mit mir um in die erste eigene Wohnung um nun ein Esstisch zu werden. Auf ihm standen die Hochzeitssnacks nach meiner ersten standesamtlichen Hochzeit. Es folgte ein Leben als Computertisch. Auf  den LAN Partys meiner Söhne wurde so manches Spiel an ihm gezockt, denn er war das Verlängerungsstück zum ausgezogenen Esstisch. Momentan dient er dem Equipment eines Streamers.

38 Jahre hat er uns mehr als gute Dienste erwiesen und ein Ende ist nicht in Sicht.

Mein erster Schreibtischstuhl war natülich ein Korbstuhl, der nicht nur von mir, sondern auch von den Tieren geliebt wurde. Tiere lieben Stühle aus Rattan, so auch unser Kater Belphegor, genannt Bell. Kaum war mein Stuhl frei, schon war er belegt.

   

Mit diesen vier Teilen begannen meine Besuche in den Häusern der schwedischen Möbel. Unsere ersten Einkäufe tätigten wir bei IKEA Dorsten, gleich um die Ecke bei uns. Dann zog dieses Haus nach Essen, doch uns in Dorsten blieb erst einmal IKEA zweite Wahl, sozusagen eine riesige Fundgrube.

Mit dieser Fundgrube verbindet mich noch heute mein schönstes Ikea Erlebnis. Meine Mama und ich machten uns nach einem ausgiebigen Frühstück auf den Weg in die Fundgrube. In der zweiten Fußwegschleife stand er, der honigfarbene Korbsessel HARADS, den ich immer schon haben wollte, zu einem Preis, den ich mir endlich leisten konnte. Keine Macke und keine Spuren trug er von seinem Leben als Ausstellungsstück davon. Das Probesitzen erinnerte mich daran, warum ich ihn immer schon haben wollte, denn man thront so richtig darin. Wenn ich die Beine über die Lehne schwinge, so lässt es sich prima darin lümmeln. Mit dem passenden Hocker, ist er der bequemste Fernsehsessel der Welt, denn behaglich, kuschelig, anheimelnd und knubbelig sind die Begriffe, die ich mit diesem Korbsessel verbinde.

Alles, bis auf den Transport, passte. Ich wusste nicht, ob ich den Korbsessel in mein türkis farbenes Mazda Ei, Mazda 121, packen konnte. Während ich noch zur Probe sass, fragte mich schon der nächste Kunde, ob ich den Korbsessel nehmen würde. Was jetzt? Meine Mama setzte sich hinein, so dass ich ein Maßband besorgen konnte. Mama zog die Beine an, ich nahm die Außenmaße und mit diesen im Kopf machte ich mich auf den Weg zum Parkplatz.

Meine knubbelige, kleine Mama behielt während dessen Platz in dem knubbeligen, kleinen Sessel. Selbstverständlich passt so ein Sessel nicht in den Kofferraum des Eies, obwohl ich eine gewisse Hoffnung hegte, dass die Hintertüren eine gewisse Tiefe haben, so dass der Sessel hinein zu schieben wäre. Keine Chance bestand, weshalb ich bedröbbelt wieder bei meiner Mama ankam, als sie gerade Hof hielt mit anderen Kunden und nett schwatzte. „Und?“, fragte sie mich, worauf ich niedergeschalgen antwortete  „Keine Chance,“.

Dann fragte sie „Regnet es schon?“, worauf hin ich sie völlig verblödet anguckte und sagte, dass zwar ganz schwarze Wolken aufgezogen seien, es aber noch trocken sei. Was erwiderte meine Mama? „Dann ist ja gut, hole mal eine Einkaufskarre, dann stecken wir den Sessel ins Dach!“ Klar, das Ei hatte ein Faltdach, aber passte da der Sessel rein? Ich fitschte wieder durch die Gänge, an der Kasse vorbei, ließ das Faltdach nach hinten falten und maß den Dachausschnitt. Es passte. Auf meinem Weg wieder hinein in den Laden, nahm ich eine Karre mit, worauf hin Mama sich aus dem tiefen Rattansessel schälte und wir das schwedische Möbel gemeinsam auf die Einkaufskarre hoben. Fröhlich schoben wir den Stuhl zur Kasse. Alle die Leute, die meine im Stuhl sitzende Mama umschlichen hatten, trollten sich enttäuscht von dannen.

Auf dem Parkplatz angekommen, fuhr ich das Faltdach nach vorne, damit wir die Stuhlbeine nicht direkt über unseren Köpfen hatten. Zwei nette, starke Männer halfen uns, den Sessel in das Loch zu hiefen und unter fröhlichem Gelächter starteten wir unsere Heimfahrt. Passend zum honigfarbenen Sessel strahlten wir wie zwei Honigmonde. Der Anblick unseres Ei-Transporters ließ alle Menschen entlang der Wegstrecke strahlen und wir strahlten zurück, sozusagen ein Ping-Pong-Strahlen könnte man es nennen. Der Thron thronte im  Ei!

Zu Hause angekommen half mir meine Nachbarin Birgit den Sessel aus dem Loch zu erlösen und dann schleppten Birgit und Birgit den Sessel in die erste Etage. Oben angekommen durfte jeder Probe sitzen. Jeder mag ihn, so dass jedermann den Sessel als seinen absoluter Lieblingsplatz ansieht.

   

   

Heute ist er vor allem der Logensitz meine Mannes. Einmal schickte ich einem alten Freund aus lang vergangenen Zeiten ein Foto meines Bundesligaguckers und zurück schickte er uns ein Foto von sich im HARADS sitzend. Schon länger wollte ich einen zweiten HARADS und ich bekam ihn. Wir kauften ihn samt Hocker für einen kleinen Preis und hattengleichzeitig ein schönes Kaffeetrinken mit einem lange nicht gesehenen Freund. Nun haben wir einen Fußballsessel und einen Lesesessel, denn Sessel verbinden halt Menschen und bergen Erinnerungen.

Ich wünsche euch einen immer guten Fund in den Fundgruben der Welt.

Liebe Grüße,

Eure Birgit