Meine Lieben,
nicht alles was wir schön finden, finden andere auch schön. Ich finde Heißluftballons toll, nicht so Zina. Zinas Angst vor Heißluftballons hat sich vor allem daraus entwickelt, dass er so laute Geräusche macht.
In Marl gibt es einen Heißluftballon Startplatz, was für uns die Folge hat, dass immer mal wieder ein Heißluftballon über Haus und Garten fliegt.
Als Zina im ersten Jahr bei uns war, hat sie sehr ungläubig geschaut, dass etwas so Großes über uns hinweg fliegt. Erst einmal bellte sie das Ungetüm am Himmel aus. Da das nichts nützte, raste sie wie eine wilde Wutz ins Haus. Sie kam aber schnell von Neugier getrieben wieder zur anderen Tür hinaus um sich das Gefährt näher anzugucken.
Prima dachte ich, daran können wir doch arbeiten. Trotz Respekt vor dem Heißluftballon hörte sie auf mich und machte „Platz“ zu meinen Füßen. Es gab Streicheleinheiten und Leckerchen. Sie legte sich seitwärts und schaute völlig entspannt zum Himmel. Und da geschah es. 
Der Ballonführer zog den Gashebel und mein Hund fiel fast in Ohnmacht. Der Schreck war so groß, dass Zina ins Haus raste, auf ihre Sofalehne sprang, von der aus sie alles beobachten kann, und Schock erstarrt hinausblickte. Wir hatten so geniale Fortschritte gemacht und jetzt das. Ich hatte so eine Wut auf den Ballonführer! Gerne hätte ich ein riesiges Loch in den Ballonhülle geschossen; lieber nicht, sonst wäre er noch in unseren kleinen Garten gelandet. Möge er sich irgendwann an einer Kirchturmspitze ein Loch in den Stoff reißen. Ach, ich habe zu viele „Jules Verne“ Verfilmungen „In 80 Tagen um die Welt“ gesehen. Den besten Ballonabgang habe ich in „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ gesehen. Gert Froebe, im Ballonkorb stehen, haut er seine Pickelhaube mit „Pufftata“ in die Hülle des Ballons und versinkt samt Korb deshalb in irgend einem Morast.
So ungefähr stelle ich mir die Strafe für den bösen Ballonfahrer vor, der Zinas Angst vor Heißluftballons auslöste. Ich hatte das Gefühl, dass dieser Gas gebende Ballonfahrer das Ziehen des Hebels gerade in dem Moment extra gemacht hat, da er so tief war, dass er uns in die Augen schauen konnte. Okay, vielleicht musste er den Gashebel auch nur ziehen, weil er fast in unsere 100 jährige, sehr hohe Linde hineingerauscht wäre. So könnte es auch gewesen sein, aber egal, sollen sie doch einfach in die andere Windrichtung fliegen, das Waldgebiet der Haard ist schließlich groß genug. Steht der Wind in Zinas Richtung, ist fliegen verboten. Und Tschüss!
Das Ziehen des Gashebels in just diesem Moment hat für Zina ein Trauma ausgelöst. Verlässt sie das Haus, starrt sie ängstlich in den Himmel. Steht der Wind schlecht, das bedeutet, hören wir die Linienflugzeuge, die Düsseldorf anfliegen, aber eine Warteschleife über Marl fliegen, so bewegt sie sich keinen Schritt vor die Tür. Sie ist dann so ein richtiges, verschrecktes Hascherl. Spiegelt sich eine Lampe oder ein am Fenster aufgehangener Kristall an der Decke, duckt sie sich und bewegt sich nicht mehr. Zinas Angst vor Heißluftballons hat der knall rote Heißballon ausgelöst.
Wir müssen ganz schön intensiv üben bis zu unserem nächsten Zusammentreffen mit einem Heißluftballon. In ihrem zweiten Sommer des Übens lässt sie sich schon an der Leine durch den Garten führen. Lichtreflektionen im Haus werden immer noch staunend angesehen, aber Schluß endlich legt sie sich wieder ab. Das verheißt wirklich eine gute Zukunft. Die Hoffnung gebe ich nicht auf. Warum auch, sie ist ein sehr gelehriges Hundemädchen. Ich betrachte es als Herausforderung gemeinsam Zinas Angst vor Heißluftballons zu überwinden.
Als Kind hat ein Ballon in mir immer große Freude heraufbeschworen und so ist für mich persönlich auch heute noch. 
Glück ab und gut Land wünschen sich die Ballonpiloten und in diesem Sinne,
luftige Grüße,
Eure Birgit 
P.S.: Die hier abgebildeten Ballonfahrer in ihren Heißluftballonkörben waren nicht Zinas Angstverursacher, das möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen.
