Trauriges Herz

Meine Lieben,

heute sitze ich vor dem weißen Blatt Papier und habe so vieles und auch nichts zu berichten. Mein Herz trägt Trauer. 

Mein Herz schwappt über von Gefühlen, von Gefühlen der Trauer. Die Trauer um einen kleinen, auf der Flucht ertrunken, Jungen, angeschwemmt an unserer europäischen Küste, ist es, die mich erreicht hat. Manchmal wird meine schöne, heile Welt eingeholt vom Geschehen der Welt anderer.

Jetzt müssen wir ganz tapfer sein in unserer Komfortzone. Auf unserer Couch. In unserem Sessel.  Vor unserem Fernseher. Das Leben holt uns ein!

Was wir da glotzen ist Wirklichkeit! Menschen fliehen, riskieren ihr Leben um  in unser Lande zu kommen. Diese Menschen brauchen Hilfe!

Herz - Trauriges Herz

Von dir? Von mir?

Unfassbar! Da wollen doch glatt einige die Fernsehkiste nicht nur ausschalten, weil sie die Bilder nicht mehr ertragen können, nein, sie wollen die Darsteller gleich mit rausschmeißen, aus dem Fernseher, dem Land, dem Asylheim. Ist nun lange genug gelaufen, die Kriegsserie, die hässliche Seite der Welt.

Hallo! Aufwachen! Das ist kein Reality Fernsehen! Das ist echt! Da haben Menschen Not!

Kennen wir nicht! Nein, wir haben das Glück der spät Geborenen! Nur noch wenige wissen, wie sich Flucht anfühlt, die Alten, die Greisen. Ach die, die leben doch im Heim und belästigen uns nicht mit ihren ollen Kamellen. Hätten wir mal zugehört, hätten wir Menschen in Not schneller wiedererkannt!

Schon Wochen lang ertrinken Hunderte vom Menschen im Meer und endlich schafft es ein kleines, ertrunkenes Kind unser Herzen zu rühren. Aus welchem Material mag das Herz in unserer Brust nur sein? Marmor? Granit? Seid ehrlich, es ist weich und empfindsam, wir haben es nur hinter Mauern geschützt.

Das mit den Mauern einreißen, das kennen wir doch irgend wo her. Genau! Aus dem Fernsehen. Da haben wir mit gefiebert, uns mit gefreut und mit geheult. Heute kriegen wir noch einen Kloß im Hals, wenn die alten Bilder laufen. Da haben wir das Ziel vor Augen: aus Ankommenden werden Nachbarn. Das wäre es doch, Herz an Herz. In zwanzig Jahren haben wir dann einen Kloß im Hals, wenn wir das im Fernsehen sehen!

Herz an Herz - Trauriges Herz

Diesen Hoffnungsschimmer in unserem Herzen müssen wir weiter anfachen. Wir, das Volk, könne unser Herz durch Handlungen füttern. Mit guten Taten für andere, ja, das auch, aber vor allem für uns, für unser Herz. Zuwendung von Mensch zu Mensch! Zuwendung zum Nächsten! Zuwendung zum Greisen! Zuwendung zum Flüchtenden! Zuwendung zum Ankommenden!

Es gibt ein reales Leben hinter der Technik! Rettet doch mal real eine Welt! Den Menschen! Die Lebewesen! Seid kleine Helden mit weichem Herz!

Ich habe mir während des Schreibens überlegt, ich werde meinem traurigen Herz auf ganz profane Art und Weise Gutes tun. Ich werde die Fußbälle aus der kleinen Gartenhütte holen, sie aufpumpen und die intakten Bälle zur Sporthalle bringen. In unserer Sporthalle sind aktuell die Flüchtlinge, die Ankommenden, untergebracht. Vielleicht gibt es kleine Kicker, die einen Ball gebrauchen können. Mein Kleiderschrank hat auch noch gut erhaltene Kleidung zu bieten. Ich will nicht mehr zusehen. Ich will tun.

Bälle für Kicker - Trauriges Herz

Jetzt geht es mir im Herzen besser. Danke für euer Zuhören.

Liebe Grüße,

Eure BirgitFlügelherz - Trauriges Herz

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